Warum Autoren, die veröffentlichen, unbedingt einen Lektor konsultieren sollten

Warum Autoren, die veröffentlichen, unbedingt einen Lektor konsultieren sollten

Letzens wurde ich gefragt:

Chris, wofür brauche ich eigentlich ein Lektorat?

Hast du auf Spotify jemals ein Lied gehört, bei dem jemand falsch singt oder aus dem Rhythmus kommt? Nein? Warum ist das wohl so? Richtig, niemand will Lieder mit falschen Tönen oder störenden Rhythmen hören. Niemand würde so ein Lied kaufen.

Genauso ist es mit der Literatur.

Aber Chris, jedes herkömmliche EDV-Programm hat eine Rechtschreibprüfung, die Autoren-Schreibprogramme sogar Stilanalysen, Lesbarkeits-Barometer und alle möglichen Tools zum Plotten, Erkennen von Füllwörtern und Wortwiederholungen, sogar Charaktersheets können angelegt werden. Ich glaub nicht, dass ich da noch Hilfe brauch, mein Buch ist doch dann genauso gut wie ein Song, der in einem Tonstudio produziert wurde.

Du glaubst, dass ein Schreibprogramm inhaltliche Fehler erkennen kann? Dass es erkennt, ob deine Sätze aussagekräftig oder missverständlich oder nichtssagend sind? Dass es dir zuliebe einen Schreibfehler wie ‚dir zu Liebe‘ anzeichnet? Oder den Inhalt deiner Geschichte erfassen kann wie ein Leser und dir am Ende sagt: Wow, toll gelungen, du kannst veröffentlichen!

Na ja, wohl nicht. Aber es werden doch tagtäglich Tausende Werke im Eigenverlag veröffentlicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die alle ein Lektorat hatten.

Das ist leider richtig. Ich frage mich, was die Logik dahinter ist. Man wird vielleicht – mit gutem Marketing – ein paar Bücher verkaufen, aber wenn die ersten Ein- oder Zwei-Stern-Rezensionen eintrudeln, bereut man es schnell.

Die Kosten für ein Lektorat würde ich noch vor den Verkäufen bereuen …

Ich verstehe dich, ein Lektorat ist verhältnismäßig teuer. Je nachdem, wie man seine Tantiemen eingestellt hat, muss man mehrere hundert Bücher verkaufen. Das ist schon mit einem Lektorat ein schwieriges Unterfangen – man muss marketingtechnisch alle Register ziehen und hart arbeiten, dass man das Geld hereinbekommt. Aber es ist möglich!

Ohne Lektorat ist es aber unmöglich. Daher rechnet es sich gar nicht, kein Lektorat zu haben. 

Aber Chris! Schreiben ist doch nur ein Hobby für mich, ich will dafür nicht so viel Geld ausgeben!

Wenn das wahr ist, warum veröffentlichst du dann? Um dich öffentlich zu blamieren? Wenn wir zu uns ehrlich sind, dann veröffentlichen wir, weil wir uns doch einen gewissen Erfolg erhoffen. Jeder, der das Gegenteil behauptet, belügt sich selbst und alle anderen. Dann könnte man sich die Arbeit sparen.

Im Eigenverlag zu veröffentlichen ist harte Arbeit, abgesehen vom Schreiben selbst: Der Buchsatz sollte stimmig sein. Ein gutes Cover ist ein Muss. Wie bastelt man sich eine Titelei? Wie formatiere ich mein Manuskript vor dem Hochladen? Wie bewerbe ich mein Buch? Brauche ich eine Homepage etc.? Dann kommt noch das Lektorat hinzu – und viele glauben, sie können es selbst. Aber ich sag dir was:

Ich bin seit circa 15 Jahren Autor und ich weiß, dass ich es nicht selbst kann. Gut, 100 Seiten einer Novelle bekomme ich vielleicht hin, aber der Aufwand dafür ist enorm. Ich brauche Abstand von der Geschichte, von der jedes Wort in mir verankert ist, um sie unvoreingenommen und realistisch betrachten und analysieren zu können. Bei meinen Romanen jedoch, da weiß ich, dass ich Hilfe brauche, und freue mich dann auch schon immer auf die Zusammenarbeit mit dem Lektor. Genau wie bei einem Musiker, der das bestmögliche Lied schreiben, singen und vertonen will, will ich den bestmöglichen Roman veröffentlichen. Nicht irgendwas Dahingeschnuddeltes, von dem ich selbstverliebt glaube, dass es super ist. Ein falscher Ton reicht – und es rächt sich bei den Lesern.

Du hast doch sicher schon erlebt, wie sich Leser über eigentlich sehr gute Bücher von berühmten Autoren aufregen, „sie nicht so gut finden“, „schon Besseres gelesen haben“ etc. Und dann hast du den Mumm, einen ungeprüften Roman zu verlegen. Wie ein Lied, bei dem der Sänger in der falschen Tonart singt. Ein Maler, der die Farben nur so auf die Canvas-Leinwand spritzt, und es als Kunst verkauft. Merkst du selbst, wie absurd das ist?

Was die Kosten angeht, ich verstehe es. Ich habe sie auch noch nicht eingespielt (weil ich nicht das notwendige Durchhaltevermögen fürs Marketing habe), aber mir würde es nicht im Traum einfallen, meinen Ruf aufs Spiel zu setzen und ein ungeprüftes Buch zu veröffentlichen.

Tu dir selbst den Gefallen und investiere in ein Lektorat. Auch wenn du in der ersten Zeit das Geld nicht einspielen kannst, das Buch wird über Jahre da sein, und wenn du darauf stolz sein kannst, wirst du es immer und immer wieder anbieten, weil du gute Rezensionen bekommst und weil es einfach ein gutes Buch ist.

Wenn du auf das Investment verzichtet, hast du zwar kein Geld ausgegeben, aber dafür deine Zeit verschwendet. Du wirst dich bei den schlechten Rezensionen für das Buch schämen und es vergessen wollen, vielleicht mit einem anderen Pseudonym neu starten. Aber desillusioniert. Die Rechnung geht einfach nicht auf, denn du hast am falschen Ort gespart.

Wenn du denkst, dein Buch, deine Story ist es wert und du bist stolz darauf, dann mach doch das Beste daraus. Such dir einen empfohlenen Lektor, verhandle einen guten Preis und dann beginnt ein neuer Abschnitt deiner Arbeit als Autor. Dann dringst du in Bereiche vor, auf die du allein nicht gekommen wärst. Dann wird aus dem Felsen ein wunderbares Kunstwerk geschlagen. Die Töne werden in die passende Tonart transponiert und auf der Canvas erblühen wundervolle Landschaften.

Und du bekommst die Chance, ernst genommen und als Künstler glücklich zu werden.

Denk daran, wenn du das nächste Mal auf Spotify (oder Youtube oder Audius…) Musik hörst.

HIer findest du meine Konditionen. Wir freuen uns auf eine Nachricht von dir.